Das Thema „Frau und Gesundheit“ umfasst viele Bereiche, die durch eine geschlechtssensible Betrachtung sichtbar werden und für die Frage nach Chancengleichheit ganz zentral ist.
Dazu gehören Themen wie reproduktive Rechte, psychische Gesundheit, die Behandlung von chronischen Krankheiten, gesundes Altern sowie die gesundheitlichen Auswirkungen von Gewalt und Diskriminierung auf Frauen und die LGBTQIA-Community. Eine umfassende geschlechtergerechte Perspektive sollte all diese Aspekte berücksichtigen und die besonderen Herausforderungen, denen Frauen begegnen, in den Fokus rücken.
Ein wichtiger Punkt ist der Ruf nach einem ganzheitlichen Ansatz, der auch soziale, wirtschaftliche und kulturelle Faktoren berücksichtigt. Frauen werden oft auf gynäkologische Themen und die Phase von Schwangerschaft und Stillzeit reduziert, während ihre Bedürfnisse in anderen Bereichen, wie psychische Gesundheit oder chronische Krankheiten, übersehen werden. Außerdem erleben Frauen und Trans-Personen oft Gewalt und Diskriminierung im Gesundheitssystem. Auf dieser Seite werden verschiedene Aspekte zum Thema „Frau und Gesundheit“ vorgestellt und mit Beispielen vertieft.
Beim Thema „Gesundheit“ ist sehr auffällig, dass neben Geschlecht gerade der soziale Hintergrund eine große Rolle spielt. Menschen mit niedrigem Einkommen haben eine kürzere Lebenserwartung (etwa 8 Jahre bei Männern, 4,5 Jahre bei Frauen) und ein höheres Risiko für Krankheiten wie Diabetes, Krebs, Herzinfarkt und Schlaganfall. Im Verhältnis zu Menschen anderer Einkommensgruppen treten diese Krankheiten vergleichsweise früher auf, verlaufen schwerer und ziehen schwere Folgen für Alltag und soziale Teilhabe nach sich. Im Bereich der psychischen Gesundheit sind die Auswirkungen besonders gravierend, da Scham, Sorgen und Ausgrenzung wegen finanzieller Sorgen und Armut oft zu Depressionen und anderen psychischen Krankheiten führen. Es gibt zu wenig Therapieangebote und genau diese Menschen können eine professionelle Unterstützung nicht selbst finanzieren, wodurch die Erkrankungen verschleppt und oft schlimmer werden. Frauen aus dieser Gruppe sind mehrfach benachteiligt und leiden unter struktureller Ungleichheit.
In fast allen gesundheitlichen Themen tauchen auch immer wieder die Einschränkungen durch Rollenbilder auf, die Frauen besonders belasten. Diese patriarchalen Strukturen betreffen alle, wie an einigen Beispielen im Folgenden gezeigt wird. Es ist entscheidend, diese gesellschaftlichen Erwartungen zu verändern, um allen Menschen mehr Entfaltungsmöglichkeiten und einen gesunden Alltag zu ermöglichen.
Die großen Überthemen auf diesen Seiten sind also auch alle miteinander verbunden, weil natürlich das eine mit dem anderen zu tun hat, da der geschlechtersensible Blick auf alle Fragen und Themen angewandt werden muss und so eine „Querschnittsperspektive“ darstellt.
- Reproduktive Rechte und Gesundheit
- Psychische Gesundheit
- Prävention und Behandlung von chronischen Krankheiten
- Gesundes Altern
- Gesundheit und LGBQTIA
Textverweise
1 https://www.deutschlandfunk.de/lebenserwartung-wie-armut-und-gesundheit-zusammenhaengen-100.html
2 https://www.dw.com/de/abtreibungen-oft-todesursache-nummer-eins/a-4918680
3 Bock, Gisela. Zwangssterilisation im Nationalsozialismus: Studien zur Rassenpolitik und Geschlechterpolitik, Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat OHG, 2010
4 https://www.weibernetz.de/wig/zwangs-sterilisation.html
5 https://www.spiegel.de/ausland/weibliche-sterilisation-die-weltweit-haeufigste-verhuetungsmethode-a-64c22ad1-7c10-46bb-ac46-76fe93b04cd9
6 Schuhmann, Antje. „Schwarze“ Frauen in der Sklaverei. Beiträge zur feministischen Theorie und Praxis, 17 (1994) 37, S. 53-62
7 https://www.gwi-boell.de/sites/default/files/2023-08/endf_reproduktiverechte_web_doppelseiten_1.pdf
8 Habel, U., Schneider, F. (2017). Geschlechtsspezifische Aspekte psychischer Erkrankungen. In: Schneider, F. (eds) Facharztwissen Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-50345-4_46
9 Frasl, Beatrice. Patriarchale Belastungsstörung: Geschlecht, Klasse und Psyche, Haymann Verlag, 2022
10 https://www.medmedia.at/aerzte-krone/warum-depression-weiblich-ist/
11 https://www.helios-gesundheit.de/magazin/news/02/depression-symptome-mann-frau/
12 https://www.dhs.de/lebenswelten/gendersensible-suchtarbeit
13 https://www.uni-trier.de/fileadmin/fb1/PSY/PDI/funke_scheller.pdf
14https://www.researchgate.net/publication/335978208_Kritik_des_Geschlechtermodells_in_der_Psychologie_am_Beispiel_der_Forschung_zu_Essstorungen_und_Geschlecht_——-_english_Critique_of_the_gender_model_in_psychology_using_the_example_of_research_on_e
15 Orbach, Susie. Hungerstrike: The anorexic’s struggle as a metaphor for our age. New York: Basic Books, 1986
16 https://www.queer.de/detail.php?article_id=30752
17 Ålgars, Monica, Alanko, Katarina, Santtila, Pekka & Sandnabba, N. Kenneth. Disordered Eating and Gender Identity Disorder: A Qualitative Study. Eating Disorders: The Journal of Treatment & Prevention, 20, 2012, 300-311.
18 Frauen, die oft Opfer von struktureller Gewalt und geschlechtsspezifischem Missbrauch sind, eine höhere Prävalenz von selbstverletzendem Verhalten aufweisen.
19 https://www.rosenfluh.ch/media/congressselection/2023/07/Frauen-leiden-haeufiger-unter-Autoimmunerkrankungen.pdf
20 https://frauenmediaturm.de/neue-frauenbewegung/frauengesundheit-gender-medizin/
22 https://goodimpact.eu/dialog/wir-sprechen-ueber/endometriose-wie-sprechen-wir-ueber-frauenkrankheiten
24 De Liz, Sheila. Woman on Fire: Alles über die fabelhafte Welt der Wechseljahre, Rowohlt, 2020