Prävention und Behandlung von chronischen Krankheiten werden oft vernachlässigt, wenn es um die Gesundheit von Frauen geht. Frauen haben jedoch besondere Risikofaktoren und Bedürfnisse, die bei Präventionsmaßnahmen und Behandlungen berücksichtigt werden müssen. So sind Frauen anfälliger für Krankheiten wie rheumatoide Arthritis, Osteoporose und Autoimmunerkrankungen. 

Daher ist es wichtig, gezielte Präventionsmaßnahmen zu entwickeln. Das kann z. B. die Förderung eines gesunden Lebensstils, der regelmäßige körperliche Aktivität, ausgewogene Ernährung und Stressmanagement umfassen. Programme und Ansätze in diesem präventiven Bereich müssen innovative und unterstützende Strategien entwickeln, da Frauen oft mit zusätzlichen Herausforderungen wie der Vereinbarkeit von Beruf und Familie konfrontiert sind und bisherige Ansätze hierfür nicht genug Sorge tragen.

Die Aufklärung über Früherkennungsuntersuchungen, insbesondere bei Brustkrebs und Osteoporose, sollte einfacher zugänglich sein. Alle Frauen sollten, unabhängig von ihrem sozialen Hintergrund, Zugang zu qualitativ hochwertigen, auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Untersuchungen haben.

Bei der Behandlung von chronischen Krankheiten bei Frauen ist es entscheidend, geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Wirkung von Medikamenten und Therapien zu beachten. Oft werden Behandlungsansätze auf den männlichen Patienten zugeschnitten, ohne die Vielfalt von Hormonen bei Männern, Frauen und nicht-binären Menschen zu berücksichtigen. Daher muss die medizinische Forschung diese Unterschiede mitdenken, um eine individuell angepasste Behandlung zu ermöglichen.

Auch psychische Gesundheit sollte in die Behandlung chronischer Krankheiten einbezogen werden, da längere Erkrankungen oft mit psychischen Belastungen einhergehen. Eine umfassende Behandlung sollte daher auch psychologische und soziale Unterstützung bieten, um Frauen bestmöglich zu versorgen.

Beispiel: gesellschaftlicher Umgang mit dem Thema „Brustkrebs“

Die feministische Kritik an der Brustkrebsforschung betont die Vernachlässigung von Frauen in der medizinischen Forschung. Früher wurde der Fokus oft nur auf männliche Probanden gelegt, wodurch geschlechtsspezifische Unterschiede in Entstehung, Diagnose und Behandlung unberücksichtigt blieben.

Auch soziale Normen im Umgang mit Brustkrebs werden kritisch gesehen. Die Art, wie Brustkrebs in den Medien dargestellt wird, kann zu Stigmatisierung und Scham bei betroffenen Frauen führen. Kritikerinnen fordern eine ganzheitliche Herangehensweise, die auch die sozialen Belastungen der Krankheit berücksichtigt.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Betonung auf Prävention und Früherkennung, die Frauen oft die Verantwortung für ihre Gesundheit zuschiebt, ohne strukturelle Ursachen wie Umweltfaktoren und ungleichen Zugang zu Gesundheitsversorgung ausreichend erforscht zu haben. Ein umfassender Ansatz, der diese Faktoren einbezieht, könnte die Prävention und Behandlung von Brustkrebs verbessern. 

Beispiel: mangelndes Wissen und Aufklärung über Endometriose

Endometriose ist eine Erkrankung, bei der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter wächst und starke Schmerzen verursacht. Dieses Gewebe kann sich an anderen Organen im Beckenbereich festsetzen und zu Entzündungen und Verwachsungen führen. Die genauen Ursachen von Endometriose sind noch nicht vollständig untersucht, aber es wird angenommen, dass genetische, hormonelle und immunologische Faktoren eine Rolle spielen. Allerdings wird die Forschung zu Endometriose vernachlässigt, was das Verständnis und die Behandlung der Krankheit einschränken. Feministische Kritik fordert, dass diese strukturellen Defizite beseitigt werden, um die Versorgung von Frauen zu verbessern.

Zu den häufigsten Symptomen von Endometriose gehören starke Menstruationsschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, chronische Beckenschmerzen, Rückenschmerzen, Müdigkeit, und in einigen Fällen Unfruchtbarkeit. Die Symptome können von Mal zu Mal variieren und in einigen Fällen können die Beschwerden so schwerwiegend sein, dass sie den Alltag stark beeinträchtigen.

Trotz der Häufigkeit der Krankheit wird sie oft nicht richtig diagnostiziert oder behandelt. Frauen mit Endometriose berichten oft von langen Diagnoseverzögerungen und einem Mangel an angemessenen Behandlungsmöglichkeiten. Dies könnte teilweise auf die Tendenz zurückzuführen sein, Frauen mit chronischen Schmerzen nicht ernst zu nehmen oder ihre Schmerzen als normale Begleiterscheinung des weiblichen Zyklus abzutun. Eine geschlechtersensible Gesundheitsversorgung ist notwendig, damit Frauen mit Endometriose die nötige Unterstützung erhalten.