Die Folgen von Gewalt betreffen nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihr soziales Umfeld und die Gesellschaft als Ganzes. Die Folgekosten von Gewalt sind immens und reichen von gesundheitlichen bis hin zu sozioökonomischen Auswirkungen.
Gesundheitliche Folgen
Gewalt kann sich auf vielfältige Weise auf die körperliche und seelische Gesundheit auswirken. Dazu gehören sichtbare Verletzungen, chronische Schmerzen sowie Beschwerden wie Migräne oder Magen-Darm-Probleme. Ebenso können psychische Folgen wie Depressionen, Angststörungen oder Selbstmordgedanken auftreten. Es gibt auch Auswirkungen auf die reproduktive Gesundheit, etwa Komplikationen während der Schwangerschaft oder bei der Geburt. Zudem verändern sich oft Gesundheitsgewohnheiten, wie der Konsum von Alkohol, Drogen oder Psychopharmaka, um mit den seelischen Belastungen umzugehen. Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellt insbesondere häusliche Gewalt eines der größten Gesundheitsrisiken für Frauen (und Kinder) dar. Link zur WHO-Studie: https://www.who.int/publications/i/item/9241545615. Auch im bundesdeutschen Frauengesundheitsbericht (RKI 2020) werden die gesundheitlichen Folgen von Gewalt gegen Frauen herausgestellt. (Link zum RKI Bericht: https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsB/Gesundheitliche_Lage_der_Frauen_2020.html)
Deshalb ist es von entscheidender Bedeutung, dass Fachkräfte im Gesundheitswesen aufmerksam auf Anzeichen von Gewalt sind und entsprechend sensibel reagieren.
Sozioökonomische Folgen
Frauen, die Gewalt erfahren haben, sehen sich oft auch mit einer Reihe sozio-ökonomischer Problemen konfrontiert. Gewalt wirkt sich negativ auf soziale Beziehungen aus, etwa in Form von Isolation, dem Bruch mit der Familie oder der Angst vor intimen Beziehungen. Sie kann das Berufsleben und die wirtschaftliche Situation beeinträchtigen, was zu Arbeitsplatzverlusten oder Problemen am Arbeitsplatz führen kann. Häufig münden solche Situationen in Armut oder ein erhöhtes Armutsrisiko sowie in Wohnungsverlust oder Wohnungslosigkeit.
Mitbetroffene Kinder und Generationen übergreifende Folgen
Gewalt gegen Frauen hat auch tiefgreifende Auswirkungen auf ihre Kinder. Es ist dabei nicht notwendig, dass die Kinder direkt Zeugen der Gewalt werden – allein das Wissen um die Situation oder die psychischen Belastungen der Mutter können sich negativ auf sie auswirken. Daher sollten auch Kinder, deren Mütter Gewalt erlebt haben, unabhängig Unterstützung erhalten.
Wenn Kinder Zeugen von häuslicher Gewalt werden, kann dies zu schweren psychischen Belastungen führen, auch wenn sie selbst nicht direkt betroffen sind. Kinder, deren Mütter Gewalt durch Fremdtäter erfahren, müssen ebenfalls die Folgen tragen, zum Beispiel durch die psychischen Auswirkungen auf die Mutter, die möglicherweise mit Ängsten oder Depressionen zu kämpfen hat, in eine Klinik muss oder den Wohnort wechselt.
Das Erleben von Gewalt gegen die Mutter hat zudem Auswirkungen auf das Bild der Eltern und die Beziehung zu ihnen. Kinder fühlen sich oft hilflos und ausgeliefert angesichts der Gewalt des Vaters und der Ohnmacht der Mutter. Viele Kinder glauben fälschlicherweise, sie seien für das Geschehen verantwortlich, oder fühlen sich schuldig. Sie möchten ihre Mutter oder Geschwister schützen, haben jedoch Angst, einzugreifen. In einigen Fällen versuchen sie einzugreifen und werden dann selbst misshandelt.
Darüber hinaus steigt bei Kindern, die Gewalt erlebt haben, das Risiko, als Erwachsene selbst Opfer von Gewalt zu werden oder diese selbst auszuüben.
Gesellschaftliche Kosten
Die immensen gesundheitlichen und psychischen Belastungen der Opfer lassen sich schwer in konkreten Geldwerten ausdrücken, jedoch verursacht Gewalt auch erhebliche gesellschaftliche, finanzielle Kosten. Diese entstehen durch die Notwendigkeit, gesundheitliche Schäden zu behandeln, etwa durch die Behandlung von Verletzungen, Medikamente, Rehabilitationsmaßnahmen und Therapien. Ebenso müssen Kosten für polizeiliche und rechtliche Maßnahmen sowie für Arbeitslosigkeit und Krankheitsausfälle berücksichtigt werden. Gerade auch die Kosten durch die generationenübergreifenden Folgen sind kaum abzusehen, da hier ein Kreislauf entsteht, der immer neue Gewaltpotentiale schafft, die die Gesamtgesellschaft auf verschiedenen Ebenen belastet.
Daher ist es entscheidend, in Präventionsmaßnahmen zu investieren, Gewalt frühzeitig zu erkennen und den Betroffenen effektive Unterstützung zu bieten. Nur so können wir die Auswirkungen von Gewalt auf die Gesellschaft verringern, generationelle Kreisläufe stoppen und den Opfern helfen, ein Leben frei von Gewalt zu führen.